Fremdes soll nicht fremd bleiben


Netzwerk für kulturelle Vielfalt um Cem Yasinoglu feiert zehnjähriges Bestehen

Die Ausrichtung der Stadt wird nicht erst durch die Technische Hochschule Deggendorf (THD) immer internationaler. Spätestens seit den türkischen „Gastarbeitern“, die in den 1970er Jahren dem Seebacher Textilwerk TWD zu seinen Erfolgen verhalfen, hat sich insgesamt die Gesellschaft in Deggendorfverändert. Und sie wird sich weiter verändern. Dazu gibt es Unsicherheit, Vorbehalte und Unverständnis.

Neue Kulturen, fremde Gebräuche und andere Sitten werfen erst mal Fragezeichen auf. Um zumindest ein wenig mit Vorbehalten aufzuräumen und Vorurteilen zu begegnen, wurde vor zehn Jahren der Verein „Netzwerk für kulturelle Vielfalt“ gegründet. Spielerisch und mit vielfältigem Engagement haben die aktiven Mitglieder des Vereins eine Reihe an Veranstaltungen durchgeführt, um die Bevölkerung in das internationale Miteinander einzubinden. Eines der wichtigen Ziele ist allerdings nicht nur die Einbindung von Mitbürgern und Einzelpersonen, sondern auch von Institutionen und Schulen.

Es gibt kaum jemanden, der ihn in Deggendorf nicht kennt: Cem Yasinoglu, Vorsitzender des Netzwerks. Er ist seit Anfang an mit dabei. Er benennt eine kulturelle Vielfalt in Deggendorf. Seien die anfänglichen „Gastarbeiter“ als zeitliches Projekt gedacht gewesen, hätten sie sich im Lauf der Jahrzehnte in Deggendorf etabliert und seien mittlerweile ein wichtiger Teil der Gesellschaft geworden. Neben Menschen türkischer Herkunft seien dies auch Mitbürger aus Osteuropa. Durch die THD seien zahlreiche weitere Nationen in Deggendorf vertreten, „wobei die wenigsten tatsächlich hier Fuß fassen“.

Ängste abbauen

Yasinoglu möchte „Vorurteile und Ängste abbauen“, um sie in Vertrauen und neue Freundschaften zu verwandeln. „Fremdes soll nicht mehr weiter fremd bleiben“. Legendär dabei sind die Internationalen Hallenturniere. Erst heuer wurde diese Reihe ein neuntes Mal in der Comenius-Halle durchgeführt. Eng mit der Gründung verbunden sind weitere Namen. Yasinoglu benennt seinen Stellvertreter im Verein, Karl Hauser, dazu die Gründungsmitglieder Ewald Straßer, Pfarrer Gottfried Rösch, Dr. Hans Rainer Buchmüller und André Ulrich, ehemaliger Sozialpädagoge im Jugendzentrum 4You.

Ähnliche Worte kommen von Karl Hauser. „Wir haben das Netzwerk gegründet, um auf die Menschen zuzugehen“. Neben zahlreichen Einzelmitgliedern benennt er den internationalen Verein Mostik. Auch Hauser meint, dass der Fußball eine probate Möglichkeit sei, um unter spielerischen Wettkampfbedingungen die Kulturen miteinander zu vereinen. Eine Reihe von Sponsoren würde den Verein zusätzlich stützen und unterstützen.

Als weiteres Highlight nennt Hauser das Sucuk- und Bratwurst-Festival an der Donau, „ein kulinarisches Treffen im öffentlichen Raum, das wir nicht für uns, sondern mit den Bürgern organisier haben.“ Das Festival habe mit seinen zahlreichen Ständen viel Anklang gefunden. Auch im kommenden Jahr würden viele Einzelaktionen auf dem Plan stehen, so möchte sich der Verein auch in den Stadtpark ausweiten, „wir möchten einfach bei den Leuten sein“. Eine große Würdigung für den Verein stellte der Niederbayerische Integrationspreis 2021 durch die niederbayerische Regierung in Landshut dar.

Und das zehnjährige Bestehen des Vereins Netzwerk für kulturelle Vielfalt ist für die Mitglieder ein guter Grund, diesen Geburtstag würdig zu feiern. Am Abend des Montags, 16. Dezember, findet im Alten Rathaussaal die Veranstaltung „Save the Date“ statt. Unter dem Motto „Rückblick, Ausblick, essen, trinken, reden, lachen, zusammenleben“ werden sich Verantwortliche, Politiker und weitere Mitmacher treffen. Als Highlights werden die Musikerin und Künstlerin Emmi Lemberg und eine Tanzgruppe der THD auftreten.

Donau Anzeiger, 16.12.2024