Was die Menschen in Deggendorf bewegte


Bürgerbegehren, Orkan und dritte Holztage – Rückblick auf die Monate Januar bis April

Netzwerk für kulturelle Vielfalt logoBürgerbegehren, Frühlingsfest, FC-Bayern-Gastspiel – das war doch erst gestern, möchte man meinen. Viel zu schnell ist 2015 an einem vorbei gegangen. In einem dreiteiligen Jahresrückblick lässt der Donau-Anzeiger das Jahr 2015 in Deggendorf noch einmal Revue passieren. Den Start machen die Monate Januar bis April.

Für mächtig Diskussionsstoff sorgte in den ersten Monaten das sogenannte „Karl-Hochhaus“. Im Oktober 2014 stimmte der Stadtrat beinahe einstimmig für ein 36 Meter hohes Verwaltungsgebäude der Baufirma Karl auf dem ehemaligen TÜV-Gelände. Prof. Dr. Johannes Grabmeier entschied sich dagegen. Das Hochhaus beeinträchtige die denkmalgeschützte Silhouette der Stadt, so seine Befürchtung. Also sammelten die Freie-Wähler-Stadträte Grabmeier, Dr. Georg Meiski und Dr. Fritz Scholz in fünf Wochen ausreichend Stimmen für das Bürgerbegehren „Kein Hochhaus“ – das erste Begehren seit 15 Jahren.

Bürgerbegehren „Bogen“

Die Stadträte hingegen versuchten mittels Ratsbegehren, den Weg zum Hochhaus zu ebnen. Oberbürgermeister Dr. Christian Moser sprach von einer „großen Chance“, das neue Stadtviertel „Die Bogen“ zu entwickeln. Letzten Endes blieb es den Bürgern überlassen: am 22. März sollten sie entscheiden, ob das Hochhaus 36 oder 22 Meter hoch werden sollte. Die Zeit bis zum Entscheid war gespickt von Infoveranstaltungen, dem Donau-Talk sowie einem Streit um Broschüren, die das Hochhaus in vorteilhafter Perspektive präsentieren sollten.

Das Ergebnis des Entscheids war ernüchternd für die Hochhaus-Gegner: Die Deggendorfer Bürger stimmten für das Ratsbegehren. Über die erforderlichen 20 Prozent an „Ja“-Stimmen aller Wahlberechtigter kamen sie jedoch nicht. Damit galt die Entscheidung der Deggendorfer Stadträte für die 36 Meter. Erst am 2. Januar eröffnet, waren die 500 Plätze der Erstaufnahmeeinrichtung bereits Mitte Februar voll belegt. Der Zustrom von Flüchtlingen machte zusätzlich ein beheiztes Zelt im Außenbereich notwendig. Im März nahm der Kleiderladen der Caritas bei der Einrichtung seine Arbeit auf. Flucht wurde auch bei den Schülern des Robert-Koch-Gymnasiums Thema. Im Rahmen eines P-Seminars arbeiteten sie an der Flüchtlingsinformations-Web-App „Deg-where2.de“. Bei der „Fair-Future-Gala“ der Schule wurde diese dann präsentiert. Die App wird übrigens in Zukunft vom „Netzwerk für kulturelle Vielfalt“ fortgesetzt und betrieben – einem neu gegründeten Deggendorfer Verein.

Erwin Schmid in Ruhestand

Gleich zu Beginn des neuen Jahres ging „Mister Sparkasse“ Erwin Schmid aufgrund einer Knochenmarkserkrankung in den Ruhestand. Sein Nachfolger als Vorstandsvorsitzender wurde Norbert Weiß. Hermann Hackl wurde nach 25 Jahren Dienst als Hauptamtsleiter von den Stadträten verabschiedet. Neuer Werksleiter ist Christian Hantke. Ein trauriger Schicksalsschlag war der Tod der engagierten SPD-Stadträtin Heidi Vaitl. Ihr zu Ehren hielten die Stadträte im Januar eine Trauersitzung. Konrad Rankl rückte für Vaitl in den Stadtrat nach.

Des Weiteren wurden der frühere Deggendorfer Stadtpfarrer Monsignore Ludwig Rösler mit dem Bayerischen Verdienstorden und die frühere Oberbürgermeisterin Anna Eder mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Altbürgermeister Walter Weinbeck konnte einen Runden feiern: seinen 80. Geburtstag.

Als Reaktion auf den Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ im Januar wollten die türkisch-muslimische Gemeinde und der türkisch-islamische Kulturverein ein Zeichen für Meinungsfreiheit setzen, und so organisierten sie eine Mahnwache auf dem Oberen Stadtplatz. Gewalt und Terror – da kam den Deggendorfer Bürgern ein bisschen heile Welt gerade recht, so scheint es: Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Stadthalle, als Andy Borg dort die Musikantenstadl-Tournee startete. Die Halle bewährte sich als Austragungsort für allerlei Veranstaltungen: Übervoll war sie beim siebten Benefizkonzert des Lionshilfswerks, dem Frühjahrskonzert der Stadtkapelle oder der Ü-30-Party. Auch der bayerisch-böhmische Flohmarkt war trotz Eintritt sehr gut besucht. Jobmesse und Fachmesse der Friseurinnung boten beste Gelegenheit für Betriebe, sich zu präsentieren. Bei den dritten Deggendorfer Holztagen verzeichnete die Stadt mit 14000 Gästen sogar einen Besucherrekord. Forstminister Helmut Brunner eröffnete die zweitägige Messe im April mit der Botschaft „Holz ist Zukunft“.

Orkan und Blitz-Winter

Ende März und Anfang April wütete einer der schlimmsten Orkane seit Jahren im Deggendorfer Land: Umgestürzte Bäume und umgewehte Strommasten sorgten dafür, dass die Feuerwehren allerhand zu tun hatten. Es gab kurzzeitige Behinderungen und Straßensperrungen. Auch die Trauerweide vor dem Wasserwirtschaftsamt wurde Opfer des Sturmes: Sie krachte in den Hof – verletzt wurde aber niemand. Das stürmische Wetter gipfelte in einem Blitz-Winter, der kurze Zeit für Chaos auf der B11 sorgte: Aufgrund von Schneeschauern entstanden während des Berufsverkehrs kilometerlange Staus. Manche Autofahrer hatten aber auch zu früh Sommerreifen aufgezogen, wie Polizeichef Stephan Seiler informierte.

Dann konnte der Frühling endlich kommen. Die beliebte Strandbar am Donaustrand nahm Betrieb auf, der Radiosender „Antenne Bayern“ klaute der Deggendorfer Bundespolizei den Maibaum und forderte den Verkauf von 1000 Filzherzen für einen guten Zweck. Die „Lange Kultur- und Einkaufsnacht“ sowie italienischer Markt und der mittlerweile siebte „Poetry Slam“ der Technischen Hochschule lockten Nachtschwärmer in die Innenstadt.

Das Deggendorfer Storchenpaar kehrte zurück auf seinen Horst am ehemaligen City-Center und die ersten Bauprojekte wurden angepackt. Im April war Spatenstich der Sporthalle am Sandnerhof – in Eigenregie des Skaterhockey-Vereins – und des Vereinsheimes in Fischerdorf. Nach der Flut von 2013 sollten dort alle Vereine unter ein Dach gebracht werden. Als träge erwies sich die bereits seit Herbst 2014 laufende Sanierung des B11-Tunnels: Immer wieder sorgten Engpässe bei der Materiallieferung dafür, dass sich die Bauarbeiten verzögerten.

Gute Nachrichten für Deggendorf gab es hingegen aus München: Heimatminister Markus Söder gab bekannt, dass Deggendorf im Rahmen der Behördenverlagerung eine Autobahndirektion bekommt. Außerdem wurde die Stadt mit dem „Bayerischen Qualitätspreis“ als wirtschaftliche Kommune ausgezeichnet.

Quelle: Donau Anzeiger, 4.01.2016