Wertvolle Orientierungshilfe für Flüchtlinge


Schüler und Studenten kreieren neue App fürs Smartphone – „Wir alle sind Weltbürger“

Foto webapp DAMit der App „DEG-where2.de“ haben Schüler des Robert-Koch-Gymnasiums und Studenten der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) einen wichtigen digitalen Wegweiser für Flüchtlinge und andere Neuankömmlinge in der Stadt erschaffen. Bei der Vorstellung an der THD gab es gestern Nachmittag einen großen Bahnhof. Die Macher äußerten sich allerdings enttäuscht darüber, dass seitens der Stadt Deggendorf niemand mit dabei war.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Robert-Koch-Gymnasium und der THD trägt Früchte – aus der gemeinsamen Ideenschmiede ist mit der App Bedeutendes hervorgegangen. Es waren Sonja Würf und Angela Fürstenau, zwei Lehrerinnen am Robert-Koch-Gymnasium, die Anfang des Jahres die Initiative „Migration is no crime – Roko heißt willkommen“ ins Leben gerufen haben. Im Rahmen dieser Initiative wurde eine Web-App für Flüchtlinge aus Krisengebieten für den Raum Deggendorf entwickelt.

Für Schnäppchenjäger

Die Web-App unter der Adresse „www.DEG-where2.de“ geht genau auf die Bedürfnisse und Fragestellungen von Flüchtlingen ein und enthält einen Stadtplan von Deggendorf. Neben wichtigen Anlaufstellen sind in der App Geschäfte mit Sonderangeboten angegeben, wo man für kleines Geld das ein oder andere Schnäppchen machen kann. Die Initiatoren sind mittlerweile auf den Bereich Freizeit besonders stolz: Hier findet man die schönsten Parks und Spielplätze, Adressen von internationalen Treff punkten in der Stadt und Angaben zu Sportvereinen oder zu privaten sportlichen Aktivitäten.

In diesem Zusammenhang wurden auch einige Tablet-PCs gekauft, denn nicht jeder Neuling hat ein internetfähiges Gerät. Diese High-Tech-Produkte stehen in der Erstaufnahmeeinrichtung sowie im Familienzentrum (Amanstraße) für Neulinge zur Verfügung.

Die App ist in verschiedenen Sprachen verfügbar – unter anderem in Arabisch, Kroatisch, Russisch, Bangla und Kurdisch. Internationale Studierende der Hochschule erklärten sich bereit, die Texte der App zu übersetzen. Hochschul-Präsident Professor Dr. Peter Sperber: „Da die Studierenden dies ehrenamtlich und in eigener Zeitplanung erledigen, wächst die App in verschiedenen Sprachen Schritt für Schritt zu einem immer dichteren Informationsnetz für Neulinge als Beitrag zur digitalen Willkommenskultur.“

Mittlerweile ist die App Eigentum des Netzwerks für kulturelle Vielfalt. Dessen Vorsitzender Cem Yasinoglu bedankte sich bei den Schülern und Studenten für ihr Engagement für eine Willkommenskultur. Yasinoglu unterstrich: „Wir alle sind Weltbürger.“ Auch Roko-Schulleiter Heinz-Peter Meidinger war voll des Lobes für das Werk aus Schüler- und Studentenhand.

Kritik an der Stadt

Kritik regte sich einzig an der Nichtanwesenheit der Stadt Deggendorf. „Da hat man den Eindruck, dass das, was wir hier machen, nicht erwünscht ist“, kritisierte Initiatorin Sonja Würf. Laut Hochschulpräsident Peter Sperber hat Oberbürgermeister Dr. Christian Moser ganz kurzfristig abgesagt, und der Platz der Ehrenamtsbeauftragten und Stadträtin Hela Schandelmaier blieb unentschuldigt leer.

Dabei wäre eine Zusammenarbeit mit der Stadt Deggendorf ganz oben auf der Wunschliste der „Macher“ und Betreiber der für die Stadt so wichtigen App. „Das ist schon ein Armutszeugnis“, sagte einer der Macher gegenüber unserer Zeitung.

Quelle: Donau Anzeiger, 24.09.2015