Robert-Koch: Eine Schule mit Courage


Das Gymnasium wurde ausgezeichnet- Gala stellt Schicksale in den Mittelpunkt

Rober Koch Eine Schule mit Courage webAlleine kann man nichts bewegen, aber zusammen können wir Berge versetzen. Und ihr gebt ein klares Zeichen gegen Rassismus und für mehr Toleranz. Ihr zeigt, dass euch Fremdenhass nicht egal ist und deshalb seid ihr zu Recht die 188. Schule Bayerns, die sich ,Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage* nennen darf.“ Mit diesen Worten hat der Regionalkoordinator der bundesweiten Initiative Andreas Bernauer die Urkunde „Schule mit Courage“ an Schülersprecherin Ivana Meiski übergeben.
Warum sich das Robert-Koch zu Recht mit dieser Auszeichnung schmücken darf, offenbarte die „Fair Future Gala“ in der Schulaula: Schüler der Lehrgangsstufen 7 bis 11 hatten in ihren Klassen Projektarbeiten zum Thema Flüchtlingsschicksale entworfen und präsentierten diese jetzt.
So zeigten Schüler der Klasse 7d den Fluchtweg von Kriegskindern nach Deutschland und die Klasse 8b präsentierte ihren „Syrienkalender“, der nicht nur mit seinen Bildem berührt, sondern auch mit Leidensgeschichten aus dem Bürgerkriegsland. Mit dem Krisenland Afghanistan beschäftigten sich sowohl die Klasse 10b mit ihrem „Afghanistanspiel“ als auch die Klasse 10b, die mit einem Leseabenteuer über die Schicksale der Kriegsopfer informierte. Mit einem Stammtischgespräch über Migration traf die Klasse l0d den Nagel auf den Kopf: Vorurteile sind in der Gesellschaft weit verbreitet, doch wenn man sich die Dramen der Flüchtlinge vor Augen führt, so lösen sich diese schnell in Luft auf. „Im Gegensatz zu Afghanistan oder Syrien ist Deutschland ein Schlaraffenland. Wir alle können froh sein, dass wir in Deutschland geboren sind. Und genau aus diesem Grund müssen wir den Menschen aus Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten helfen“, erklärte eine Schülerin der zehnten jahrgangsstufe.

Mit Liedern rund um das Galamotto „Migration is no crime“ sorgte der Chorkreis Deggendorf für Stimmung, die Showtumer aus der Schulfamilie sorgten für staunende Gesichter bei den zahlreichen Besuchern. Kein Wunder, dass ob dieses außergewöhnlichen Engagements auch die Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft den Schülern Respekt zollten. Staatssekretär Florian Pronold erklärte, dass es wichtig sei, nicht wegzuschauen bei artikuliertem Fremdenhass, sondern sich einzumischen. „Und genau das macht ihr mit diesem Galaabend. Ihr setzt ein Zeichen für eine ausgeprägte Willkommenskultur und gegen Rassismus.“ Diese Willkommenskultur sei auch notwendig angesichts von 50 Millionen Flüchtlingen weltweit. „Weniger als ein Prozent von diesen 50 Millionen kommt nach Europa und hier nur ein Bruchteil nach Deutschland. Zum Vergleich: Nach dem zweiten Weltkrieg war fast jeder sechste Niederbayer ein Vertriebener und auch diese Herausforderung haben wir gemeistert“, so der SPD-Landesvorsitzende und Schirmherr der Veranstaltung.
Die stellvertretende Schulleiterin des Robert-Koch-Gymnasiums Rosemarie Wagner erinnerte an diese „dunkle Woche, in der viele Menschen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihr Leben ließen. Flucht ist kein Verbrechen, aber Verbrechen treiben Menschen in die Flucht. Genau deshalb ist es so wichtig, wachzurütteln.“
Für einen Höhepunkt des Abends sorgte das P-Seminar Projektmanagement unter der Leitung von Oberstudienrätin Sonja Würf, die gemeinsam mit Kollegin Angela Fürst vor zwei Jahren die „Fair Future Gala“ ins Leben gerufen hatte. Die Elftklässler präsentieren ihre Web App „Deg where2“. In diversen Sprachen, von deutsch über polnisch bis hin zu Arabisch, werden den Neuankömmlingen wichtige Infos zu Deggendorf zur Verfügung gestellt. Ohne die Finanzielle Unterstützung seitens des Netzwerks „Typisch Deggendorf“ oder von Unternehmen wäre die Realisierung des Projekts nicht möglich gewesen, betonten die Schüler. Am Ende blieben sogar finanzielle Mittel übrig, von diesen besorgte das P-Seminar zehn Tablet-PCs, die sie der Erstaufnahmeeinrichtung Deggendorf zur Verfügung stellen. Mit Ende der Gala wechselte die App ihren Besitzer, von nun an übernimmt das „Netzwerk für kulturelle Vielfalt“ die Betreuung.
Die Verantwortlichen der Organisation zeigten sich ob des Engagements der Gymnasiasten begeistern. „Ihr helft mit, dass die Welt nicht noch mehr aus den Fugen gerät. Deggendorf wird bunter und vielfältiger. Man könnte diesen Abend mit einer kurzen Formel zusammenfassen: Ich und Du sind Wir“, erklärten die Verantwortlichen Cem Yasinoglu, Charilaos Zourelidis und Andre Ulrich. Die drei nutzten die Gelegenheit auch, um auf die Arbeit des Netzwerks, das sich für sozial benachteiligte Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund, Kinder und Jugendliche sowie für Asylbewerber und Flüchtlinge einsetzt, aufmerksam zu machen.
Für ihr großes Engagement rund um das Thema Migration wurde die Schule schließlich mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet. „Die Schüler, die anderen helfen und nicht warten, bis sich die Probleme von alleine lösen, zeigen an diesem Abend, in welcher Welt wir leben. Sie setzen ein klares Zeichen gegen Rassismus“, so Andreas Bernauer. „Mit Aktionen wie dieser erstickt ihr Diskriminierung im Keim. Allerdings habt ihr mit dem Titel auch eine Selbstverpflichtung unterschrieben. So sollt ihr weiterhin Initiativen gegen Rassismus entwickeln, nicht wegschauen bei Fremdenhass und jährlich ein Projekt gegen Diskriminierung durchführen.“ Die Schülersprecher Ivana Meiski, Anna Breit und Thomas Stern erklärten: „Wir sind stolz, auf ein Gymnasium gehen zu dürfen, das sich nun auch offiziell als Schule ohne Rassismus bezeichnen darf. Und wir versprechen, dass wir uns auch in Zukunft um dieses Thema annehmen werden.“

Quelle: Deggendorfer Zeitung, 28.04.2015