Eine wirkliche Willkommenskultur schaffen


„Fair-Future-Gala“ am Robert-Koch-Gymnasium stellte Flüchtlingsthema in den Fokus

fair futur gala - Donau Anzeiger, 27.04.2015Die diesjährige „Fair-Future-Gala“ des Robert-Koch-Gymnasiums stellte am Freitagabend das Thema „Flucht und Vertreibung aus der angestammten Heimat“ in den Mittelpunkt.

In fachübergreifenden Projekten hatten sich im vergangenen Schuljahr die Klassen 7d, 8b, 9c, 10b und 10d sowie die Q11 mit Flüchtlingsschicksalen in ihren vielfältigen Erscheinungsformen auseinandergesetzt. Dabei wurden auch viele einschlägige historische Parallelen zum Flüchtlingselend in Niederbayern nach dem Zweiten Weltkrieg gezogen. Die Präsentation der Projektergebnisse fand am Freitagabend in der Aula des Deggendorfer Schulzentrums vor vielen Ehrengästen, Vertretern der Schulfamilie und weiteren interessierten Bürgern aus der Region statt. Das Motto der Veranstaltung lautete „Migration is no Crime“.

„Einmischen und aufklären“

Die stellvertretende Schulleiterin Rosemarie Wagner freute sich sehr darüber, dass Bundesstaatssekretär Florian Pronold, der im Robert-Koch zur Schule gegangen ist, die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen hatte. „Vorurteile sind meist Urteile über Leute, die man im Regelfall gar nicht kennt. Und wenn man sie dann kennenlernt, stellt man fest, dass meisten die Vorurteile eben nicht zutreffen. Deswegen ist es so wichtig, dass man sich einmischt, widerspricht und dass man aufklärt“, konstatierte Florian Pronold vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen mit dem Thema. Es sei schön, dass das Robert-Koch sich des „unbequemen Themas“ angenommen habe, und er forderte zur Installierung einer wirklichen Willkommenskultur in seiner Heimatstadt auf. Die beiden Gesamtkoordinatorinnen und Oberstudienrätinnen Angela Fürstenau und Sonja Würf hatten zusammen mit ihren motivierten Schülern, dem Chorkreis Deggendorf, dem Verein „Mostik“ und dem „Netzwerk für kulturelle Vielfalt“ ein Gala-Programm zusammengestellt, das die vielfältigen Aspekte des Flüchtlingsthemas in einem eindrucksvollen Bilder-, Wort- und Klangbogen illustrierten. Der Chorkreis startete mit dem Lied „Zieh mit den Wolken“ und sang zwischen Begrüßungsworten und Schülerpräsentationen die Songs „Alles, was fremd ist“, „Farbenblind“, „Money, Money, Money“ und schließlich mit allen zusammen „We are the World“. Die Schüler der 7b begleiteten zwei Kinder von den Küsten Europas bis nach Deggendorf. Aus der 10d gab es „Stammtischgeschwätz“, bei dem gängige Vorurteile gegen Migranten hinterfragt und widerlegt wurden. Die 8b zeigte ihren „Syrienkalender“ und die 10b präsentierte selbst entworfene Brett- und Kartenspiele zum Thema „Flucht aus Afghanistan“.

Urkunde überreicht

Kurz vor der Gala-Pause wurde das Schild mit Anerkennungsurkunde „Schule ohne Rassismus Schule mit Courage“ vom Regionalkoordinator Andreas Bernauer überreicht. Nach der Pause absolvierte die 10b einen „Rap“, ging auf das Leseabenteuer „Afghanistan — Flucht aus dem Land des Terrors“ und verglich ein aktuelles Flüchtlingsschicksal mit den Erlebnissen einer Familie, die Ostpreußen nach dem Weltkrieg im Jahr 1945 verlassen musste.

App für Asylsuchende

Einen Höhepunkt im zweiten Teil der Veranstaltung bildete die vom P-Seminar konzipierte Flüchtlingsinformations-Web-App „Deg-whe-re2.de“. In dem Internet-Portal finden Asylsuchende in vielen Sprachen Antworten zur besseren Bewältigung ihres Flüchtlingsschicksals. Eingeteilt ist die Software in die Kapitel Ämter, Beratungsstellen, Gesundheit, Sonderangebote, Freizeit und Transport, plus einer umfassenden Suchefunktion. Damit Asylsuchende die Web-App auch aufrufen können, wurden zusätzlich zehn Tablett-PCs an die Erstaufnahmeeinrichtung überreicht. Die App wird zukünftig vom „Netzwerk für kulturelle Vielfalt“ fortgesetzt und betrieben. Dessen Vorsitzender Cem Yasinoglu, sein Stellvertreter André Ulrich und Vorstandsmitglied Dr. Charilaos Zourelidis, stellten ihren Verein in einer „Sechs-Minuten-Sequenz“ den Gala-Gästen näher vor. Die Organisation will Interessenvertreter und Vermittler sein, zur Vernetzung der Akteure beitragen und kulturelles Engagement ermöglichen. Sie will zur interkulturellen Öffnung der Gesellschaft beitragen. Die Spendenerlöse des Gala-Abends sollen diesem Verein zugutekommen. Die Scheckübergabe werde in einer gesonderten Veranstaltung durchgeführt werden, hieß es am Schluss.

Die Mitwirkenden der „Fair-Future-Gala“

Mitwirkende Schüler waren die Showturner Thomas Sterr, Elisa Anthofer, Julia Plötz, Selina Kannamüller, Henny Brecht, Sophia Heger, Katharina Mittermüller, Dorina Kolukaj, Anna-Lena Nothaft, Lisa Vogl, Theresa Mittermüller und Semra Özcan; für die 7d Johanna Hartl und Benjamin Gramalla; für die 8b Dilara Ballikaya, Dominic Maul, Leopold Schrottenbaum, Lisa Schröder, Jannik Schnabl; für die 9c Ivana Meiski, Anastasia Müller, Kathrin Beller, Alina Wühr und Magdalena Späth; für die 10b Simon Wiesmüller, Maximilian Perschl, Christina Brandl, Timo Haas-Guder, Kristof Keimer, Benedikt Schosser, Andreas Bloch, Timo Dittrich und Veronika Perschl; für die 10d Diana Preisinger, Annika Saller, Caitlin Löffelmann, Stephanie Pölsterl und Sophie Caselitz; und für das P-Seminar „Projektmanagement“, Q11 Maxi Raster, Laura Schreiner, Melanie Fürst, Elisa Anthofer, Anna Breit, Anna Grantner, Michelle Kubitscheck, Isabel Sagmeister, Anna Jakimow, Marlene Sander, Christiane Reiter, Tina Rohrmüller. Lena Kraus und Melda Dursun. Beteiligte Lehrer waren Julia Baumann, Angela Fürstenau, Sonja Würf, Veronika Weinberger und Clemens Kink. Das Technikteam bildeten Daniela Fritz, Michael Malek, Anton Kink, Korbinian Dobler, Sebastian Gerner und Maxi Raster sowie Hausmeister AchimHolzbauer.

Donau Anzeiger, 27.04.2015