Netzwerk für kulturelle Vielfalt besuchte neue Selimiye-Moschee in Fischerdorf
Wie eine Mythe aus 1001 Nacht klingt die Geschichte zur Namensgebung der neuen Selimiye-Moschee in Fischerdorf: Reist man mit dem Auto von Europa in die Türkei, ist die Selimiye-Moschee in Edirne die erste Moschee, auf die man trifft. Einladend und prächtig heißt das Gotteshaus die Gläubigen willkommen.
Die muslimische Gemeinde wollte ihre Glaubensgeschwister mit einer prächtigen Moschee mit vertrautem Namen willkommen heißen – so kommt es, dass die letzte und erste Moschee zwischen Morgenland und Abendland den Namen Selimiye trägt.
Nach dieser Erläuterung durch die Jugendvorsitzenden der DITIB Vereinigung, Ersin Özer und Mustafa Yüksel, waren die Mitglieder und Freunde des Netzwerks für kulturelle Vielfalt um Cem Yasinoglu bereits fest in den Bann des ausdrucksstarken, modernen Bauwerks gezogen.
Weites Einzugsgebiet
Es war deutlich spürbar, dass die beiden Jugendbeauftragten ihre mehrwöchige Ausbildung zum Moscheeführer mit Bravur abgeschlossen hatten; sie blieben auf keine Frage eine Antwort schuldig und erläuterten dem Netzwerk als ersten „Besucherverein“ die Räume und das inhaltliche Konzept der Gemeinde absolut professionell. Die Gemeinde gibt es schon seit vielen Jahren, das Einzugsgebiet der Gemeinde geht von Passau bis Metten, von Plattling bis in den Bayerischen Wald. Die Geschichte mit der Moschee in Deggendorf begann damals mit der ersten Generation der Gastarbeiter. In der Hengersberger Straße, Nähe Friedenseiche, wurde in den 80er Jahren durch die Gastarbeiter die erste Moschee ins Leben gerufen. Dort konnten sich die damaligen Arbeitskräfte zum gemeinsamen Gebet und zum Austausch treffen. Im Laufe der Jahre wurde der Standort mehrfach gewechselt bis dann in Fischerdorf das damalige Hotel in der Rosenstraße von den Mitgliedern durch langjährige Spenden gekauft wurde. Leider ging das alte Gebäude in Fischerdorf durch das Jahrhunderthochwasser verloren. Mit viel Aufwand wagte man sich an einen Neubau – und nun steht Deggendorf im Wettstreit um die schönste Moschee in Bayern weit vorne. Der Geruch des Neuen stieg den Gästen sofort in die Nase, und nach den Sozial- und Unterrichtsräumen war der Höhepunkt dann der eigentliche Gebetsraum, der mit seinem beeindruckenden Leuchter, dem roten Teppich, dem Marmor und den wunderschönen Kalligrafien, die einige Gäste an einen festlichen Ballsaal erinnerten. Zuerst genossen die Besucher die Ruhe im Raum, bevor es zu Gesprächen kam.
Abendgebet beigewohnt
Es war eine besondere Ehre für die Besucher als der Imam Ismail Ertas für die Gäste zum Gebet rief. Viele Fragen konnten beantwortet werden, und auch dem Abendgebet wohnte die Gruppe noch bei. Es wurde dadurch erfahrbar, welch weiter Horizont mittlerweile in Deggendorf Heimat gefunden hat. Die Deggendorfer Muslime haben seit Jahrzehnten das Leben der Region mitgestaltet und sind somit ein fester Bestandteil der reichen und vielfältigen niederbayerischen Kultur geworden. Die vielleicht schönste Moschee Bayerns, das ist ein wertvoller Beitrag zum l(i)ebenswerten Deggendorf.
Quelle: Donau Anzeiger, 19.09.2016