Ein ganzheitlicher Bildungsansatz für das Robert-Koch-Gymnasium
Schule vermittelt Bildung, da sind sich alle einig. Beim Gedanken etwa an Heinz Rühmann als „Pfeiffer mit drei ‚f‘ gehört dazu ein umfassendes Wissen von den Ost- und Westgoten bis hin zur Dampfmaschine, aber auch die Fermentation von Heidelbeersaft – nicht zuletzt hinsichtlich ihrer belebenden Wirkung auf das menschliche Miteinander. Die „Feuerzangenbowle“ indes ist eindeutig in die Jahre gekommen. Der Bildungsbegriff unserer Zeit greift deutlich weiter als damals und versucht den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen, ja noch vielmehr: ihm so weit wie möglich auch gerecht zu werden. Und das ist wahrlich eine Nummer für sich. Ganz im Zeichen dieses sogar in der bayerischen Verfassung verankerten Auftrags fand deshalb in diesem Schuljahr wieder der sogenannte „Werte-Tag“ am Robert-Koch-Gymnasium statt.
Verantwortung übernehmen
„Werte machen stark“ lautet das Motto der Initiative, die die Schüler dazu anleiten will, Verantwortung in allen Lebensbereichen zu übernehmen. Doch was nach außen hin einfach gut klingt, ist deshalb noch nicht immer wohlgetan. Die Schülerinnen und Schüler der fünften Jahrgangsstufe durften deshalb erst einmal miteinander herausarbeiten, was zur „Verantwortung für sich selbst“ überhaupt dazugehört. Dabei standen tagesrelevante Themen wie etwa Lernstrategien, Lerntypermittlung, Lernorganisation im Tagesablauf, das Miteinander in der Klasse, Stärkung des Selbstvertrauens, der Balance-Akt zwischen Schule, Freizeit und Familie sowie gesunde Ernährung auf dem Programm. Die 6. Klassen beschäftigten sich mit dem Thema „Verantwortung für Mitschüler“. Hier wurden Wünsche und Ziele für die Klassengemeinschaft in Schreibgesprächen entwickelt, anhand von Geschichten erprobt, die Gefühle anderer einzuschätzen und Strategien gegen Schikane und Belästigung durch Mitschüler besprochen. Dem Aspekt der Achtsamkeit im gegenseitigen Umgang widmeten sich die Schüler im Gespräch mit Gastreferentin Alexandra Winkler vom Frauennotruf Deggendorf. Die Siebtklässler stellten sich ihrer „Verantwortung für die Schule“: Sie entwarfen unter anderem – theoretisch-ideell und künstlerisch-praktisch – ihre „Traumschule“, in der Wand- und Raumgestaltung ebenso wie der Umgang miteinander, die Übernahme von Zivilcourage, die verantwortungsvolle Nutzung von Energieressourcen ideal umgesetzt sind. Die achte Jahrgangsstufe erforschte bei einer gemeinsamen Exkursion zum Baumwipfelweg und Naturlehrpfad in St. Englmar, wie man „Verantwortung für die Umwelt“ übernehmen kann. Für die Neuntklässler lautete das Motto „Verantwortung für meine Kultur“. Im Rahmen eines Filmvortrags über deutsche Städte beschäftigten sie sich auch mit der Flüchtlingsthematik sowie mit den Produktionsbedingungen von hierzulande erworbener Kleidung, indem sie „Die Reise (m)einer Jeans“ nach vollzogen und ins Grübeln kamen.
Rassismus begegnen
Im Rahmen des Themenblocks „Verantwortung für andere Kulturen: Rassismus begegnen – Vorurteile abbauen“ konnten sich die zehnten Klassen zunächst durch einen Filmbeitrag zum Thema Flüchtlingskrise „Europa am Ende seiner Kräfte?“ informieren, um im anschließenden Workshop mit Gastreferentin Julia Eder die darin erworbenen Erkenntnisse im Rollenspiel anzuwenden und zu zeigen, wie man mit Stammtischparolen umgeht. Besonders aufschlussreich war der dritte Beitrag dieses Vormittags, der auf einen anderen Aspekt dieses Themenbereiches einging: Die Gäste Cem Yasinoglu und Nermin Jenetzke berichteten über ihre Leben als Kinder ehemaliger Gastarbeiter in Deggendorf. Gerne nahmen sie den Weg in die Schule, die an diesem Tag eine „Schule fürs Leben“ war.
Quelle: Donau Anzeiger, 19.11.2015